Systemische Therapie

Der Systemische Ansatz betrachtet ein Individuum immer im Kontext seines sozialen Umfeldes, also als Teil eines Systems. Ein System kann die Familie, die Arbeit, eine Liebesbeziehung, der FreundInnenkreis, usw. sein. Und jedes dieser Systeme ist durch Beziehungsmuster, Kommunikationsmuster, Strukturen, sowie Handlungsmuster geprägt und auch begrenzt.

 

Wir alle haben eine Funktion innerhalb des Systems, in dem wir uns bewegen und jede Veränderung – auch nur in einem Teil des Systems – kann sich auf das gesamte System auswirken. Es geht also darum, die Welt als ein komplexes, sich gegenseitig beeinflussendes Geflecht von Verbindungen und Beziehungen zu verstehen, anstatt nur einzelne Bestandteile isoliert zu betrachten. Ist ein System nicht mehr im Gleichgewicht, geht es darum, Wege zu finden, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

 

Somit werden beim Systemischen Ansatz Symptome und Ursachen von Störungen in der sozialen Umgebung und den Zusammenhängen nicht primär beim Individuum gesucht. Man betrachtet das Individuum eher als SymptomträgerIn in einem aus dem Gleichgewicht geratenen Umfeld. Der Systemische Ansatz geht davon aus, dass Menschen meist versuchen, sich so an ihre Umwelt anzupassen, dass diese wieder in ein Gleichgewicht kommt, auch wenn dies mit eigenem Leid einhergehen kann.

Ein Beispiel..

Stell dir mal vor, deine Großmutter wird zum Pflegefall und deine Mutter hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verantwortung und die Betreuung zu übernehmen – immerhin ist es ihre Mutter. Ab diesem Moment verändert sich das ganze Familiensystem.

 

Dein Vater stellt nun all seine Bedürfnisse zurück, weil er seine Frau unterstützen möchte. Er geht seinen Hobbies nicht mehr nach und trifft auch seine FreundInnen nicht mehr. Deine Mutter will euch nicht zur Last fallen. Sie fühlt sich überfordert, unterdrückt ihre Sorgen und Ängste und hat keine Ressourcen mehr, sich um die Familie oder um sich selbst zu kümmern. Natürlich hat keiner von beiden noch Zeit für etwas anderes, auch für dich nicht. Du fühlst dich nicht mehr gesehen und alleine gelassen.

 

Jedes dieser entstandenen Symptome (Überforderung, Selbstaufgabe, Rückzug, Vernachlässigung, usw.) hat eine bestimmte Funktion in diesem Familiensystem. Sie sind subjektive Lösungsversuche, welche erstmal zu verstehen und würdigen sind, bevor mithilfe der Systemischen Therapie andere Lösungen entwickelt werden können, die aus Überforderung, Selbstaufgabe und Rückzug herausführen.


An diesem Beispiel wird vielleicht deutlich, dass es meist nicht ausreicht, Menschen isoliert zu betrachten, um komplexe Situationen verstehen zu können. Sie müssen im Zusammenhang, im Kontext und innerhalb der Wechselwirkung ihrer Beziehungen gesehen werden. Systemisches Denken ermöglicht uns also einen ganzheitlichen, möglichst perspektiven-übergreifenden Blick auf oft nicht sichtbare Beziehungsdynamiken und bezieht die Art und Weise, wie wir miteinander in Beziehung stehen und kommunizieren, mit in den Prozess.

 

Die Systemische Therapie arbeitet mit einer mitfühlenden, interessierten, wertfreien und unvoreingenommenen Grundhaltung und betrachtet Menschen in ihren Beziehungszusammenhängen. Die Orientierung an Lösungen und Ressourcen ermöglicht es, den Handlungsspielraum bewusst zu erweitern, Alternativen zu erkennen, die Selbstbestimmung zu aktivieren und die Dynamiken der jeweiligen Systeme zu verändern.

 

Die Systemische Therapie ist ein wissenschaftlich anerkanntes und fundiertes Verfahren. Auf der Seite der Systemischen Gesellschaft kannst du mehr dazu lesen.


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